Ich habe neulich das Glücksrezept des Hirnforschers Gerald Hüther gelesen und seitdem versuche ich heraus zu finden was sich dahinter verbirgt. Hier erst einmal das Rezept:
Würde + Respekt + Wohlwollen = maximale Potentialentfaltung = Glück
Heute setze ich mit der ersten Zutat auseinander: Wie wahre ich meine Würde? Was bedeudet Würde überhaupt für mich? Die Antwort, die mir zuerst einfällt: Dass ich mich liebe und achte so wie ich bin. Sich zu lieben fällt leichter, wenn es einem gerade gut geht. Oder ich gerade etwas Gutes getan habe. Für mich oder sogar für andere.
Aber wie sieht es aus wenn ich mich gerade klein fühle? Ungeliebt? Nicht gut genug? Wenn ich Schmerzen habe oder krank bin? Wenn ich traurig bin oder wütend? Wenn die Angst mich einholt und ich zu feige bin etwas zu ändern in meinem Leben? Dann ist es nicht mehr so einfach…
Aber gerade dann ist es besonders wichtig, mich zu lieben. Mich zu akzeptieren mit all dem was ich gerade spüre. Also Kopf hoch und die rechte Hand unter das linke Schlüsselbein. Da gibt es einen Heilungspunkt. Den kann ich mit der rechten Hand reiben, während ich mir immer wieder sage: Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin, auch wenn (…ich gerade Angst in meinem Bauch spüre …mir gerade die Traurigkeit die Kehle zuschnürt …mir gerade die Wut in den Kopf steigt …ich mich gerade klein fühle und die Schultern hängen lasse …ich gerade unzufrieden bin und der Ärger wie ein Stein in meinem Bauch sitzt …) Dabei ist das Wörtchen „gerade“ sehr wichtig, denn es zeigt mir dass jeder dieser Zustände vergänglich ist. Ich fühle mich jetzt und hier, ohne in der Vergangenheit festzuhängen oder mir die Zukunft schwarz zu malen.
Ich lade dich ein, es auszuprobieren. Es liegt eine Stärke in diesem Akzeptieren des Momentes. Deine Stärke! Ich selbst benutze dabei die Worte „Ich liebe und achte mich so wie ich bin, auch wenn…“ weil ich darin noch mehr Kraft spüre. Welcher Satz dich in deine Kraft bringt, wirst du herausfinden, wenn du dir die Worte sagst und dabei in deinen Körper hinein spürst. Unser Körper ist sehr intelligent, wir haben nur verlernt, ihm genau zuzuhören. Am Anfang können sich die Worte komisch anfühlen. Vielleicht sogar unecht, gelogen. So wie es sich anfühlt, wenn man sich das erste Mal im Spiegel zulächelt und ein Kompliment macht. Mit etwas Übung kann es bald schon zu einem liebevollen Ritual werden. Der Erwachsene in uns nimmt das kleine Kind in den Arm, welches gerade unsere Zuneigung und unser Verständnis braucht. Endlich! Unser inneres Kind hat schon so lange darauf gewartet, geliebt und akzeptiert zu werden. Gerade dann, wenn es nicht perfekt ist, sondern schmutzig, wütend, traurig oder einsam.
Wir alle haben verschiedene Anteile in uns. Im Excellence Seminar mit Christian Rieken und Lilian Runge-Rieken habe ich gelernt, dass es hilft, dies auch mit Sprache auszudrücken: Ein Teil von mir ist wütend, traurig, ängstlich… Das kann verhindern, dass ich mich mit dem Gefühl komplett identifiziere und es dadurch festhalte. Statt es in meinem Körper als fette Blockade zu speichern, ist es viel gesünder, das Gefühl durch meinen Körper fließen zu lassen.
Wer schon einmal Freudentränen vergossen hat, der weiß, dass viele Anteile in unserem Körper gleichzeitig aktiv sein können. Ein Teil, der lacht. Ein Teil, der bebt. Ein Teil, der weint.
So kann es helfen zu sagen: Ich liebe und achte mich, auch wenn ein Teil von mir gerade große Angst hat. Ich lade euch ein, auszuprobieren, was dies mit euch macht.
Wo spürst du diese Angst? Das ist die Frage, die mich zurück in meinen Körper holt und damit zurück in den Moment. Ich spüre sie …als schweren Stein in meinem Bauch …als Enge in meiner Brust …als Kloß in meinem Hals… Mein Körper zeigt mir, wo er gerade meine Aufmerksamkeit braucht. Hier hilft mir mein Atem, ich lasse ihn zu der Stelle fließen, die sich gerade schwer oder eng anfühlt. Und ich reibe meinen Heilungspunkt unter dem Schlüsselbein. Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin, auch wenn eine Angst wie ein schwerer Stein in meinem Bauch liegt. Immer und immer wieder, wenn dieses Gefühl in mir auftaucht.
Mit dem Spüren wächst auch mein Gefühl von Würde im Körper. Sie richtet meine Wirbelsäule auf und gibt mir das Gefühl innerer Stärke und Sicherheit. Mein Nervensystem bewegt sich von Erstarrung oder Erregung hin zu entspannter Lebendigkeit. Ich lade dich ein, es auszuprobieren und mir gern von deinen Erfahrungen hier in den Kommentaren zu erzählen.
Bild: Alice Rauch