Nach meiner tiefen Jahara Erfahrung von Verbundenheit und Freiheit beim Dahinschweben im Wasser im Lebenshilfe Kurs vor 14 Jahren fühlte ich eine starke Sehnsucht in mir, mehr davon in mein Leben einzuladen. Ich war hungrig nach Leben. Mein Körper hatte mir gezeigt, wie er sich anfühlen kann, wenn seine Zellen aus ihrem Winterschlaf erwachen.
Also meldete ich mich für den Basic Kurs mit Mario Jahara an, der noch im gleichen Jahr in der Pfalz stattfinden sollte. Elke und Markus hatten Mario das erste Mal nach Deutschland eingeladen. Und in Herxheim gab es eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die ein passendes Bad mit körperwarmem Wasser für diesen fünftägigen Kurs vermietete.
Kann sich das Leben eines Menschen in 5 Tagen verändern? Ja.
Zumindest kann der Samen dafür so tief in die Erde eingesteckt werden, dass daraus über die kommenden Jahre eine bleibende Veränderung wächst. Eine Sehnsucht nach Lebendigkeit, die mich immer weiter trieb und auch heute noch voran treibt nach neuen Erfahrungen.
Aber zurück zum Kurs. Was ich im Wasser erlebte, kann ich am besten mit einem Gedicht wiedergeben, welches ich während des Basic Kurses in einer Mittagspause schrieb. Wir hatten damals immer 2 Stunden Pause, in der wir mindestens eine Stunde schweigen sollten. Und in dieser Schweigezeit floss auch außerhalb des Wassers so einiges aus mir heraus. Mancher von euch kennt das Gedicht vielleicht schon:
Raum und Zeit verschwimmen
grenzenlos so wie das Meer –
aus Gehaltensein wird Schweben
im sanften Fließen um mich her
Wärme flutet meinen Körper
einem Lächeln gleich –
pulsiert und strömt in meinen Adern,
ich fühle mich geliebt und reich.
Weite und Unendlichkeit,
ein lebendig stilles Glück –
es weitergeben heißt Vertrauen,
du findest einen Weg zurück.
Zurück zu deiner eignen Kraft,
fern von alter Angst
formt sich deine Mitte neu
aus Liebe und Balance.
Doch es waren nicht nur die Stunden im Wasser, die mich formten. Es waren vor allem die Menschen, die ich durch den Jahara Basic Kurs kennenlernte.
Elke mit ihrer grenzenlosen Gastfreundschaft. Und ihrer ebenso unbegrenzten Zahl von Fragen, die sie jedem Menschen stellt. Fragen, die dir Anteilnahme zeigen und dich zum Nachdenken bringen. Ja, das Fragenstellen habe ich von dir gelernt, liebe Elke. Vielen Dank dafür!
Rebecca hat mich mit ihrer frischen Art, ihre Wahrheit zu sprechen inspiriert. Eine Wahrheit, die sie dann auch lebt, ohne Kompromisse. Eine Wahrheit, die sie offen und klar kommuniziert, ohne Angst vor den Konsequenzen.
Beate, die mir kleine Schwester und weise Mutter und Freundin und Mentorin zugleich geworden ist. Sie hat von Anfang an mich geglaubt. Immer und immer wieder. Sie hat meine Grenzen verschoben und mich mit ihrer Lebendigkeit angesteckt. Sie hat mein Bild von Lehrerinnen im Ruhstand komplett auf den Kopf gestellt und meine Welt immer wieder gründlich durchgeschüttelt. Wir haben unser Lachen geteilt und unsere Tränen. Und auch wenn wir uns beim Headslide üben im Wasser manchmal fast skalpiert haben, konnte unser Band, das in diesem Basic Kurs entstand nichts mehr trennen. Besiegelt haben wir unsere Schwesternschaft dann auf einem zünftigen Pfälzer Weinfest, wo der neue Wein in halben Litern ausgeschenkt wird. Ich war damals noch von sehr zurückhaltendem und vorsichtigem Wesen, aber als ich sah, wie Beate als Lehrerin im Ruhestand ihren Wein reichlich genoss und dann lauthals zu singen anfing, konnte ich mich auch nicht mehr zurückhalten. Den Rest muss euch dann Silvio erzählen, der war der Fahrer an diesem Tag und hatte nichts getrunken und hat es auch geschafft uns wieder heil zur Pension zurück zu bringen.
Ach ja, Silvio und Florian, die mich ohne es zu wissen mit dem Animus in mir ausgesöhnt haben.
Und Markus, der es vorzüglich versteht, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und diese auch zu formulieren und danach zu handeln. Um dann ihre Erfüllung gründlich zu genießen. Ja, auch da habe ich mir eine Scheibe abgeschnitten. Später durfte ich noch als Assistentin in Markus Lebenshilfe Kursen lernen wie man eine gute Struktur aufbaut, um sie später wieder fallen zu lassen. Und ich habe meinen kleinen Mut unter Markus Schutz solange aufgebaut, bis ich eigene Kurse geben konnte.
Und nicht zu vergessen, Mario Jahara. Ein Mensch der mit dem Herzen schaut. Er sieht Menschen nicht, er erkennt sie. Und er berührt sie mit seiner Art, in der Welt zu sein und mit seiner genialen Wasserarbeit. Noch heute, nach 14jähriger Jahara Erfahrung habe ich immer wieder diese AHA Momente, in denen ich verstehe wie manche Bewegung oder Berührung die ich im Basic Kurs gelernt habe gemeint ist und was sie bewirkt.
So war ich als ich nach diesem Kurs nach Hause fuhr nicht mehr dieselbe Frau wie vorher. Und ich wusste dass Jahara ein Teil meines Lebens werden würde. Die Ausbildung zum Jahara Specialist konnte ich innerhalb einem Jahr vollenden, aber auf dem Weg zu mehr Lebendigkeit werde ich wahrscheinlich ein ganzes Leben dazulernen.