Körperarbeit ist Interaktion auf der körperlichen Ebene, also eine körperliche Begegnung zwischen zwei Menschen. Dabei wird der Kontakt über den Körper hergestellt, also auf nonverbaler Ebene. Diese Form der Kommunikation ist den meisten Menschen mit geistiger Behinderung vertrauter als verbale Kommunikation, da ihre sprachlichen Fähigkeiten oft stark eingeschränkt sind.

Viele Menschen mit Behinderung erlebten nach der Geburt z.B. durch medizinische Eingriffe einen Mangel an Berührung und Gehaltensein. Das Erleben von Geborgenheit, Sicherheit und Vertrauen kann mit Körperarbeit teilweise nachgeholt werden. Bei Körperarbeit im warmen Wasser können Berührungen sogar noch einen Schritt weiter zurück führen in eine Erlebniswelt, die der im Mutterleib sehr ähnelt. Dieses Eintauchen in die vorgeburtliche Welt, die von den meisten Menschen noch als sicher und geborgen empfunden wurde, kann sehr heilsam sein.

Behinderung bringt in vielen Fällen Bewegungsmangel, einen zu hohen oder zu niedrigen Muskeltonus, einseitige Körperhaltungen und eine zu flache oder unregelmäßige Atmung mit sich. Dadurch ergeben sich auch oft Störungen des Stoffwechsels, des Kreislaufes und der Verdauung. Hier kann Körperarbeit ausgleichend wirken. Durch gezielte Übungen besteht die Möglichkeit, das Atmen bewusst zu machen, die Atmung zu vertiefen und zu beruhigen, das Ausatmen zu verlängern und den Atemrhythmus insgesamt zu stabilisieren. Eine Verbesserung der Atmung regt außerdem den Kreislauf an und bringt Stoffwechsel und Verdauung in Schwung. Auf diese Weise ermöglicht Körperarbeit wieder mehr Vitalität im Alltag.

Auf der sensorischen Ebene bedingt Behinderung oft ein Defizit an selbstvermittelter Reizzufuhr, was zu weiteren Einschränkungen in Wahrnehmung und Motorik führen kann. Körperarbeit setzt neue Umweltreize. Berührungen der Körperoberfläche und Bewegungsimpulse werden vom Gehirn als Empfindungen gespeichert und können so zur Verbesserung der Wahrnehmung und zur Ausdifferenzierung des Körperschemas beitragen.

Besonders Menschen, die den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen, sind von einem Versteifen der Hüftgelenke bedroht. Durch regelmäßige Körperarbeit kann die vorhandene Beweglichkeit erhalten werden, was den Alltag dieser Menschen erheblich erleichtert und schmerzfreier macht, z.B. bei der Körperpflege.

Auch Fehlstellungen der Wirbelsäule (Skoliosen und Lordosen) können durch regelmäßige Körperarbeit positiv beeinflusst werden. Spezielle Übungen kräftigen gezielt einzelne Muskeln und verringern gleichzeitig durch Entspannung den Muskeltonus der gegenüberliegenden Körperseite.

Durch das Anbieten neuer, hilfreicher Bewegungserfahrungen und regelmäßige Wiederholungen in der Körperarbeit lassen sich alte Bewegungs- und Haltungsmuster ausschleichen.

Körperarbeit kann Menschen helfen, ihren Körper besser zu spüren, in ihm verankert zu sein und dadurch sicherer im Leben zu stehen. Dadurch entsteht weitere Stabilität in vielen anderen Bereichen wie zum Beispiel im Gefühlsleben und in der Selbstständigkeit.